Hommage an Hubert Kramarz
erfasst von M. Kramarz am 09.01.2016,
basierend auf einem Text von Wolfgang Waldis,
letzmals aktualisiert am 17. Dezember 2016
Der nachfolgende Text stammt verdankenswerterweise von Wolfgang Waldis, welcher selbst 25 Jahre aktiver Sänger im Hubert Kramarz Chor war, den späteren Joy Singers, deren Geschicke er als Präsident während fünf Jahren mitbestimmte. Auf seiner Homepage (früher; heute nicht mehr vorhanden) schrieb er unter «Freizeit» und dort unter «Singen» unter anderem: Mit dem «Hubert Kramarz Chor» begann dann die eigentliche Zeit als Chorsänger und führte mich später zu den Joy Singers.
Wolfgang Waldis stellte seine Hommage an Hubert Kramarz, deren
Text mit freundlicher Genehmigung hier nachfolgend zitiert werden darf, unter den Titel:
Ein Pionier der modernen Chormusik
«Es war 1975, als ich den Tonmeister Hubert Kramarz beim Schweizer Fernsehen traf. Hubert Kramarz betreute damals die Vertonungsstudios und praktisch alle Filmaktualitäten gingen durch seine Hände, bevor sie gesendet wurden.
Als junger Mann kam ich vom Lande in die Stadt Zürich und verbrachte meine Abende oft vor einem alten Fernseher. So kam es, dass ich zufällig die Sendung «Lady Live» sah, in der Norma Green, Sue Kramer und Marianne Mendt mitwirkten. Als Begleitchor trat der Hubert Kramarz Chor auf. Dies war mein erster Einblick in Huberts künstlerisches Schaffen. Als ich ihn kurz darauf auf seinen Chor ansprach, äusserte er sich äusserst bescheiden über seine Tätigkeit und bezeichnete sie als Hobby. Dass Hubert sein Hobby äusserst ernst nahm erlebte ich später, als ich in seinem Chor mitwirken durfte.
Wie kam Hubert Kramarz zu seinem Chor und wer war Hubert Kramarz? Hier ein Auszug aus meiner Ansprache zum 40-Jahr-Vereinsjubiläum der Joy Singers, welches am 8. November 2003 in Wallisellen, Huberts letztem Wohnort (Anmerkung: Sein effektiv letzter Wohnort war das Alters- und Pflegeheim in Eglisau), gefeiert wurde.
Die ersten Jahre des Chores
1962 gründete Professor Dr. Kurt Pahlen in Basel, Bern und Zürich Kinder- und Jugendchöre,
die unter dem Patronat des Schweizer Fernsehens klassische Chorwerke aufführen und so zu deren
Verankerung bei der jungen Bevölkerung sorgen sollten. Mit grossem Enthusiasmus ging man dieses Ziel an.
Den Proben in den einzelnen Städten folgten bald Gesamtproben, zu denen auch Feldküchen installiert
werden mussten, um die Sängerschar zu verpflegen.
Trotz allem Engagement, das Schiff kam nur schwer in Fahrt. Das änderte sich auch nicht, als Hubert
Kramarz als Co-Dirigent die Zürcher Chöre leitete. 1963 übernahm Hubert Kramarz die Zürcher
Chöre und formierte daraus seinen Chor, den er danach unter dem Namen
Hubert Kramarz Chor mehr als 30 Jahre weiterführte. Dieser Chor
blieb als einziger von den ursprünglich sechs Chören übrig.
Hubert Kramarz, ein Pionier der Chormusik
Hubert Kramarz hatte eine Vision: Er wollte mit seinem Chor nicht die damals übliche Literatur
aufführen, sein Ensemble sollte neue Melodien intonieren, Lieder und Songs aus den Bereichen
Unterhaltungsmusik, Jazz und Folk. Wohl als einer der ersten Chöre wagte sich der Hubert Kramarz Chor auch
an Gospels und Spirituals heran. In eigens geschriebenen Arrangements adaptierte Hubert Kramarz diese Songs
für seinen Chor.
Hubert Kramarz, ein Leben für die Musik
Wer war Hubert Kramarz? – Erlauben Sie mir, dass ich an dieser Stelle einige persönliche Worte zur
Person Hubert Kramarz einfüge. Hubert wurde (am 24. April) 1923 in Schlesien geboren und nach seiner
Schulzeit begann er sein Musikstudium mit dem Hauptfach Cello in Breslau, das er aber wegen des zweiten
Weltkrieges unterbrechen musste. Hier avancierte er zum Militärkapellmeister. Nach dem Krieg studierte
Hubert Kramarz in Oldenburg weiter und beendete seine Ausbildung als Dirigent und in den Nebenfächern
Klavier und Posaune. Sein Studium finanzierte er, indem er in amerikanischen Clubs Tanzmusik spielte. Nach
dem Studium fand er Anstellungen im Operettenhaus Hamburg, in Lüneburg und in Oesterreich. Später
trat er eine Stelle als Tonmeister beim aufstrebenden Schweizer Fernsehen an, wo er auch mit dem Chorprojekt
von Prof. Dr. Kurt Pahlen in Berührung kam.
Erstes Zusammentreffen
1975 trat ich selbst als Tontechniker in die Dienste des Schweizer Fernsehens. Zwangsläufig kreuzten
sich unsere Wege, ohne dass ich aber auf seinen Chor aufmerksam geworden wäre. Für einige Zeit war
Hubert für mich jener Tonmeister, der mit Hingabe und Akribie die Filmbeiträge vertonte. Erst die
Fernsehsendung «Lady Live» offenbarte mir die andere Seite unseres Tonmeisters und es dauerte
nicht lange, wurde ich in seinen Chor aufgenommen. Hier lernte ich einen sensiblen Kollegen kennen, dem Musik
alles bedeutete und der so auch alles für sein Ensemble gab, stundenlang Melodien arrangierte, sich an
seiner Musik freute, ja oft zu Tränen hingerissen wurde. Es gab aber auch den Hubert, der Störenfriede
in seinen Proben mit Schlüsseln und anderen fliegenden Gegenständen zur Ruhe brachte – aber es
ging ihm immer um die Musik – um seine Musik.
Man würde Hubert Kramarz nicht gerecht, wenn man nicht auch die Streiche von Max und Moritz nach Wilhelm
Busch erwähnen würde, die der Chor nach 1983 aufführte. Warum der deutsche Komponist Hans Sabel
den ersten Streich nicht vertonte, ist nicht bekannt. Hubert Kramarz wollte aber alle Streiche aufführen
und so komponierte er im Stile Sabels den fehlenden Abschnitt. Das war der Anlass, für den bislang letzten
Auftritt im Schweizer Fernsehen.
Die letzten Jahre
Konzerte in und um Zürich prägten die folgenden Jahre und es gab eine Zeit, wo sich der Chor praktisch
mit Auftritten an Hochzeiten die Existenz sicherte. 1993 – Hubert wurde in diesem Jahr siebzig –
feierte der Chor sein dreissigjähriges Bestehen. Im folgenden Jahr machten Hubert Kramarz gesundheitliche
Probleme immer mehr zu schaffen und so musste er 1994 die Leitung seines Chores jüngeren Händen
überlassen. So war es ihm nicht mehr möglich, am Abschiedskonzert 1995 selbst als Zuhörer dabei
zu sein.
Am 1. Dezember 2001 verstarb Hubert Kramarz im Alter von 78 Jahren. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem
Friedhof Wallisellen. Mit diesem Tag ist ein einzigartiger Musiker und Mensch von uns gegangen, der mit Hingabe
der Chormusik in der Stadt Zürich und darüber hinaus neue Impulse vermittelte.»
Mit bestem Dank an Wolfgang Waldis, selbst auch ein langjähriges
Mitglied des Hubert Kramarz Chores, aus welchem dann das
«Joy Singers Vocal Ensemble Zürich» hervorging.