Wie alles begann

verfasst von Martin Kramarz am 4. Juli 2010, korr. August 2021

Familie Kramarz aus Bolatitz, Kreis Ratibor
(Regierungsbezirk Oppeln, Oberschlesien/Upper Silesia)

AUSZUG AUS DER FAMILIENCHRONIK

Zitat: «Die Familie Kramarz, der wir angehören, läßt sich z. B. bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen, wo sie als bäuerliche und gärtnerische Familie in dem Dorfe Bolatitz im Hultschiner Ländchen (früher Kreis Ratibor, Oberschlesien, 1918-1938 und seit 1945 Bolatice, Bez. Kravaře, Tschechoslowakei) ansässig war.

Die um die Jahrhundertwende 1900 aufgetauchte Ansicht, dass unsere Familie früher adelig gewesen und mit dem in Schlesien, Böhmen und Mähren ansässig gewesenen Adelsgeschlecht der Krawarz (Krawarski) identisch sei, geht auf die Falschnachricht eines heraldischen Lügeninstituts zurück, die völlig haltlos ist. Daher kommt auch das Wappen des erwähnten Adelsgeschlechtes (im roten Schild ein silbernes Wurfeisen) für unsere Familie nicht in Betracht.

Es gibt auch adelige Kramarz. So wird z. B. ein Freiherr Karl von Kramarz (Kramař) erwähnt, dem am 23.XII.1781 erlaubt wird, die Tochter des Troppauer Stadtrichters Kunzel Elisabeth Aloysia adoptieren zu dürfen+), und am 20.II.1917 wir der Oberst i.R. Julius Kramar unter dem Namen «Edler von Tarnawa» in den österreichischen Adelsstand erhoben++). Doch besteht mit diesen kein Zusammenhang zu unserer Familie.

Der Name Kramarz ist slawischen Ursprungs (gemeinsame Wurzel mit dem deutschen Worte Kram, wohl Lehnwort von diesem) und bedeutet im Polnischen und Tschechischen so viel wie das deutsche Wort Krämer. Als von der Berufsbezeichnung übernommener Familienname wird er sicherlich vielerorts gebraucht worden sein. Beispiele von Namensträgern im schlesischen Raum:

Das Mitgliederverzeichnis der Liebfrauengilde in Ratibor erwähnt (abgedruckt bei H. Schaffer, Geschichte einer schlesischen Liebfrauengilde seit dem Jahre 1341, Ratibor 1883, S. XIII, XIV, XXXIII, XXXV, u. a. Nikol. Kramars (Zwischen 1464 u. 1494), Dorothea Kramarczikin, Rattib. (+6.1.1736).

1488 wurde eine Inkunabel (Biblia bohemica) auf Kosten u. a. von Johannes Pytlik und Severin Kramarz gedruckt. (Centralbl. f. Bibliothekswesen XVI, 1899, 126.)

Peter Kramarß, Fischer in Trachenberg (Schlesien), am 16.10.1600 in der Trachenberger Kirchenrechnung erwähnt (1601 wird derselbe Mann Peter Kramer genannt).

Vincentius Kramarz, Ordensgeistlicher, Dominikaner, Lektor der Theologie und Festtagsprediger in Troppau von dem 1736 eine am 27.IV.1736 gehaltene Rede «Clarus sine errore lusus» gedruckt wurde (vorhanden in der Breslauer Stadtbibliothek).

Georg Kramarczyk (1794 Georg Kraemmer genannt) aus Ratibor, 1789-1794 Schüler der Raudener Zisterzienserschule, wird später unter dem Ordensnamen Siegfried Paulinermönch in Czenstochau (Schulmatrikel Rauden O/S).

Josef Kramarczyk, aus Ratibor, 1803-1804 Schüler der Raudener Zisterzienserschule (Raudener Schulmatrikel).

Josef Kramarczik, geb. Ratibor 1809, war 1881 Direktor des Gymnasiums Heiligenstadt (A. Weltzel, Geschichte der Stadt Ratibor O/S, 2. Aufl. 1881, S. 482). Er war anscheinend der als Verfasser eines im Heimatblatt «Der Ratiborer» (Jg. 5, Lengerich 1958, Nr. 51, S. 3 zur Hochzeit seiner Schwester Aloysia Kramarczik (+ Ratibor 1876) am 21. Juni 1825 in Ratibor mit dem Schmiedemeister Bernhard Lachmann (+ Ratibor 1876) abgedruckten Festgedichtes erwähnte Gymnasiast Josef Kramarczik.

Franz Kramarczyk, geb. Sudol bei Ratibor am 12.IV.1816, zum Priester geweiht am 15.IV.1843, Pfarrer in Pawonkau und Lubetzko, gest. am 8.I.1861 (A. Weltzel, Geschichte des Ratiborer Archipresbyteriats, 2. Aufl. 1896, S. 619).

Im «Verzeichnis der Familienforscher und Familienverbände» von Erich Wasmansdorff, 4. Aufl., Glücksburg 1956 (S. 4, Nr. 23) forscht Werner Alberti, Referent für Wirtschaft und Kultur, Hersbruck bei Nürnberg, Wiesenstr. 12 u. a. nach der Sippe Kramarczik (Ratibor 1710).

Unsere Familie Kramarz erscheint, soweit z. Z. feststellbar, erstmalig am 29.X.1719, wo in Bolatitz (Bolatice, Hultschiner Ländchen) der Witwer Mateus Kramarczik mit der Jungfrau Katerzina getraut wurde.

Als Name erscheint weiterhin Kramarczik, Kramarczyk und Kramartzik. Diese Form hält sich ungefähr bis 1780. Daneben erscheint seit ungefähr 1755 die gleiche Familie auch unter dem Namen Kramarz, bis mit der Zeit diese Form die ursprüngliche verdrängt und allein bestehen bleibt.

So wird z. B. noch der Großvater des Ferdinand Kramarz: Franz, geb. 1776, als Kramarczik getauft, während der Urgroßvater des Ferdinand Kramarz: Matthes, gest. 1810, als Kramarz begraben wird (siehe auch Namensherkunft).

Nach dem gegenwärtigen, natürlich lückenhaften Material ergeben sich folgende 3 Linien der aus Bolatitz stammenden Familie Kramarz. Z. Zt. lassen sich Verbindungen der Nikolaus-Linie und der Peter-Paul-Linie mit der Matthäus (Matthias)-Linie noch nicht belegen.

Angesichts der Tatsache, dass alle drei aus demselben Dorf, das 1900 etwa 2100 und um 1939 rund 2300 Einwohner zählte, stammen, ist eine Verwandtschaft als sicher anzunehmen. Wahrscheinlich stammen sie von der Matthäus (Matthias)-Linie ab, und zwar von den Stämmen, Ästen und Zweigen, die noch nicht vollständig zusammengestellt werden konnten.»

Ende Zitat Robert Samulski, entnommen der Familienchronik, Seiten 7 bis und mit 10.

Noch ältere Hinweise auf den Familiennamen Kramarz finden sich in den Urbaren von Oberschlesien.

(*) Anmerkung: «In Bolatitz sind die alten Kirchenbücher während des Siebenjährigen Krieges verbrannt (worden?). Möglicherweise haben wir daher erst ab 1756 verlässliche Daten zu unseren Vorfahren.»
(* Hinweis mit freundlicher Genehmigung von Martin Nawrath.)

(**) Anmerkung: «Die Online-Kirchenbücher (siehe auch Personenstandsregister) beginnen bezüglich der Taufen am 17. Oktober 1683. Sie reichen zunächst nur bis zu einer größeren Lücke, die im Dezember 1686 beginnt. Dann geht es aber am 4. Mai 1742 wieder weiter. Bezüglich der Ehen beginnen die Online-Kirchenbücher ab dem 21. Januar 1714. Und bezüglich der Begräbnisse fangen die Online-Kirchenbücher am 7. Februar 1714 an. In Olmütz gibt es Zweitschriften der Kirchenbücher von Bolatitz, welche ab Januar 1740 beginnen.»
(** Hinweis mit freundlicher Genehmigung von Dr. Jürgen Bittner, Juli 2012.)

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